… ja das sagt ja eigentlich schon alles…
Es ist mal wieder soweit, mein lang ersehnter Rückflug nach Deutschland zu Sweety steht an. So habe ich mir also wie üblich ein Merru Taxi bestellt das mich vom Apartment an den Flughafen in Bangalore fahren soll.
In der Merru Zentrale angerufen, auf 10:30 Uhr am Abend das Taxi bestellt, die Bestätigungsnachricht erhalten und nun warte ich.
10:20 Uhr; Der Taxifahrer ruft an und fragt mich wie er genau zu meinem Apartment kommt. Nach dem er mir sagt er sei bereits im nächsten Stadtteil von dem aus man in ca. 5 bis max. 10 Minuten zu uns kommt, bin ich erleichtert. Ich erkläre ihm den Weg und nutze noch die letzten Minuten um alle meine Sachen nach Unten zu bringen.
Und warte, und warte und werde langsam nervös.
Zwischendurch noch mal mit Sweety telefoniert, da die Vorfreude so groß ist, dass ich am liebsten den Flug überspringen würde und direkt in Deutschland zur Haustüre marschieren würde…
Es ist mittlerweile 11. 10 Uhr als ich total angenervt den Taxifahrer anrufe und ihn zur Sau mache warum er immer noch nicht hier ist! Jetzt erzählt er mir das er in einem ganz anderen Stadtteil ist, der Typ hat mich entweder beim ersten mal bereits angelogen oder ist so was von Neu in Bangalore, das ich echt zuviel kriege… arrrr!
Ich ihm also noch mal den Weg erklärt, gut mit einem sehr angepissten und heftigen Tonfall, aber dies schien geholfen zu haben…
Um halb 12, also mit einer ganzen Stunde Verspätung, erreicht er endlich unser Haus. Ich sofort ins Taxi und ihm dermaßen druck gemacht das ich auch ja meinen Flieger noch bekomme. Ich sage ihm das es mir so was von egal ist, wenn er jetzt einen Strafzettel bekommen wird, aber er soll bloß so schnell wie möglich an den Flughafen düsen.
Gesagt getan.
So erreiche ich nach rund 30 Minuten statt wie sonst üblichen 45 bis 60 Minuten den Flughafen.
Mit meinem Koffer und Handgepäck über den großen Platz vor dem Flughafen gehetzt, durch die Sicherheitskontrolle am Eingang des Flughafens und ran an den Lufthansa Schalter.
Zu meiner weiteren „Freude“, werden Heute KEINE Sitzplätze vergeben. Da es ein Problem im Buchungssystem gibt, bekommt jeder einfach nur ein Ticket und den genauen Sitzplatz bekommt man dann am Gate selbst zugeteilt.
Oh man, das kann ja heikel werden!
So mache ich mich „hocherfreut“ auf um mich in die lange Schlange der Sicherheitskontrolle einzureihen.
Anschließend durch die Passkontrolle und noch den Ausreisestempel abgeholt.
Als ich in die Wartehalle komme, genehmige ich mir nach all dem Stress noch eine Pizza, ehe ich mich entschließe direkt an das Lufthansa Gate zu gehen um die letzten 1,5 Stunden dort stehend am Schalter zu warten um bei der Öffnung später gleich vorne dabei sein zu können wenn die Sitzplätze vergeben werden.
Gesagt getan. So stehe ich mir meine Beine in den Bauch, bis irgendwann die guten Mitarbeiter am Gate zwei Eingänge bereit machen und mit entsprechenden Hinweisschildern versehen.
Der rechte Gang: First Class, Business Class und Frequent Traveller
Der linke Gang: Ecomony.
Spitze denke ich mir, verlasse meine Warteposition direkt am Gateschalter und ergattere den 7. Platz in der Schlange der Economyreihe.
Innerlich bin ich mir sicher, auch wenn es noch mal eine lange Zeit des stehenden Wartens sein wird, ich werde es später mit einem guten Sitzplatz zu schätzen wissen…
Eigentlich hätte das Gate bereits vor 10 Minuten geöffnet werden sollen, doch es tut sich noch immer nichts. Weitere 10 Minuten vergehen bis eine Durchsage kommt: „Es tut uns Leid, aber der Flieger aus Deutschland hat Verspätung, der Flug wird sich um ca. 40 Minuten verschieben!“
Ich werde langsam Müde, bin total angepisst und will eigentlich nur noch einen Platz, ein Bier und dann die nächsten 9 Stunden halbwegs vernünftig im Flieger schlafen können…bevor ich wieder bei Steffi bin.
Dann endlich öffnen Sie die Gates. Das heißt es wird erst das rechte [First Class, Business und Frequent Traveller] Gate geöffnet. Die Menschen drücken sich in den abgesicherten Bereich, zeigen alle brav ihr Ticket und sind mir damit schon mal einen wichtigen Schritt voraus.
Dann eine weitere Lautsprecherdurchsage. Jetzt alle Passagiere mit Behinderung, alle Alten, und Familien oder alleinreisende mit Kindern bitte auch am First Class Gate einchecken.
Nein, nein, nein… wie ich jetzt hier so stehe habe ich das Gefühl das bis auf unsere ordentlich angestellte Geschäftsmänner Reihe von vielleicht 30 Mann alle anderen an uns vorbei und durch das Rechte Privileg Gate in den abgesicherten Bereich laufen.
Wir können schön zusehen, wie sich alle nach und nach die schönen Plätze ergattern. Da schwindet die Hoffnung dahin, das ich in dem 400 Mann Flieger unter uns letzten 30 noch etwas anders wie einen Mittelsitz in der Fünferreihe bekommen werde. Na dann gute Nacht.
Dann als schon fast niemand mehr vor dem Gate steht, öffenen Sie das Economy Gate.
Endlich darf auch ich in den abgesicherten Bereich und wie meine Vorahnung mir Bestätigt hat, sind nur noch Mittelsitze zu haben. Somit kann ich also zwischen Mitte von der zwanzigsten bis zur vierzigsten Reihe wählen.
Intuitive lasse ich die Frage einfach offen als ich nach einem „Wunschsitz“ gefragt werde. Den Wunschsitz ist hier wohl etwas hochgegriffen.
Eine alleinreisende Mutter mit ihrer Tochter steht neben mir und diskutiert heftig aufgeregt mit einer Lufthansa Mitarbeiterin. Sie hat als Familienprivilegierte für sich und ihre Tochter zwei Gangplätze erhalten. Nur dumm das diese beiden Gangplätze einige Reihen voneinander entfernt sind und ihre Tochter höchstens 5 Jahre als ist.
Da werde ich hellhörig und linse ihr frech über die Schulter um erkennen zu können welche Sitzplätze sie in den jeweiligen reihen hat. Dann geht alles Blitz schnell.
Die gerade noch so unwirkliche Entscheidungsfrage nach meinem „Mittel-Wunsch-Sitz“ beantworte ich wie aus der Pistole geschossen mit Reihe 29.
Kaum das ich das Ticket in der Hand halte und Platz für den nächsten Economy-Wunsch-Sitz-Kandidaten machen soll, lehne ich mich zu der aufgebrachten Mutter rüber und frage Sie ob Sie vielleicht neben Ihrer Tochter sitzen möchte… es dauert ein paar Sekunden ehe Sie sich an mich wendet und dem natürlich zustimmt. Als Sie sich gerade wieder an die Lufthansa Dame wenden will um weiterzudiskutieren, Zeige ich ihr kurz meinen Sitzplatz und zeige auf eines ihrer Gangtickets das den Platz nur einen Platz von meinem entfernt hat. Dann versteht auch sie. Wir besprechen uns kurz und so vereinbaren wir, dass ihre Tochter auf meinem Platz sitzen kann und ich Ihren Gangplatz nehmen werde.
Puh doch noch glück gehabt.
Als ich mich umdrehe, um in den langen Tunnel der zum Flugzeug führt zu gehen, verwundet es mich, dass der ganze Gang voll mit Menschen ist.
Naja muss wohl an der Verzögerung liegen.
Doch nach weiteren 5 Minuten des Wartens in denen scheinbar nichts voran geht, frage ich einen Lufthansa Mitarbeiter was der Grund für dieses Wartens ist.
Offensichtlich sehr nervös, sagt er mir das es Komplikationen gibt. Komplikationen… na das ist doch eine klare ganz eindeutige Aussage!
Langsam, wirklich sehr langsam, komme ich Schritt für Schritt weiter in den Tunnel. Als ich an der Abbiegung bin, an dem der Tunnel eine 90 Grad wende zum Flugzeug hin nimmt, bin ich doch sehr Überrascht.
Der ganze zweite Teil des Tunnels steht voll mit Polizisten die an Edelstahl Tischen alle Passagiere noch mal richtig Filzen. Es werden alle Handgepäckstücke ausgeleert und an jedem Tisch wühlen sich 2 bis 3 Polizisten durch das ganze Hab und Gut der Passagiere.
Dann bin auch ich irgendwann in der Schlange der nächsten dran. Ein weiterer Polizist teilt die Tische zu und so nutze ich die Gelegenheit um den guten Herrn zu Fragen weshalb dieses Theater hier abgezogen wird. Mit einer kurzen und schroffen Antwort sagt er, es habe eine Anonyme Bombendrohung gegeben der wird hiermit nachgegangen.
Anonyme Bombendrohung. Freitag der 13te, wie gut das heute alles Passt.
Also unterziehe auch ich mich an dem nächsten freien Tisch dieser Kontrolle. Die ganze Laptoptasche wird ausgeleert und die Beamten wühlen sich durch Papiere, Kugelschreiber, Ladekabel, meinen MP3 Player und untersuchen erneut das Notebook.
Ein Mann mit Metalldetektor weißt mich an, meinen Pullover auszuziehen und taste mich heute Abend nun zum zweiten mal ab.
Dann darf ich endlich weiter, in den ersehnten Sitz und mich auf eine lange Nacht vorbereiten.
Ich werfe gerade noch einen Blick in die Autozeitschrift, die ich mir beim an Bord gehen ergattert habe, als mitten in dem Artikel den ich lese das Licht im Flieger ausgeht.
Nicht nur das Licht, sondern die ganze Versorgung, die Lüftung, die Fernseher, die Exit Schilder einfach alles tot.
Als ob jemand den Hauptschalter des Flugzeuges gekappt hat.
Oh man, alle Passagiere sind auf einen schlag still. Es ist ein mulmiges Gefühl, von unverhoffter Stille, Unwissenheit und der großen Frage was ist das und was kommt als nächstes.
Eine Frauenstimme der Lufthansacrew sagt: „Bitte keine Panik, das Licht wird gleich wieder angemacht.“ Immer noch toten stille im ganzen Flieger, die Passagiere die gerade dabei waren an meinem Sitz vorbei zu laufen, sind wie angewurzelt stehen geblieben. Auf dem Hintergrund der anonymen Bombendrohung macht sich mir ein komisches Gefühl breit.
Dann endlich nach gefühlten 5 Minuten des stillen Wartens, laufen die Lüftungen wieder langsam an, das Licht fängt überall wieder mit flackern an und die gewohnte Stimmung kehrt zurück.
Alle Passagiere kommen an Bord und nehmen ihre Plätze ein, der Kapitän begrüßt uns und der Flieger verlässt die Parkposition.
Der Kapitän verspricht uns das er versuchen wird, diese nun doch schon fast zweistündige Verspätung bis Frankfurt wieder einzuholen. Ich gönne mir ein Gute-Nacht-Bier, stopfe mir die Ohrstöpsel in die Ohren und schlummere endlich ein.
Am nächsten Morgen kommen wir Tatsächlich mit nur noch 5 Minuten Verspätung in Frankfurt am Flughafen an. Respekt!
Aus dem Flieger raus, mir erst mal noch wie schon lange geplant im Lufthansashop eine neue Laptoptasche geholt, mein Gepäck vom Laufband geangelt und in Richtung Bahngleise gehetzt.
Als ich gerade mit meinem Ticket die Rolltreppen zum Bahnsteig Hinunterfahre, sehe ich das der ICE bereits auf dem Gleis steht. Ich also noch mal einen Zahn zugelegt und in letzter Sekunde mein Wagon erreicht.
Mit einem tiefen Schnaufer falle ich in den Sitz zurück, zücke mein Telefon und rufe Sweety an, das ich gut gelandet bin und jetzt im Zug nach Hause sitze.
Leider kann Sie mich nicht abholen, da Sie heute am Empfang einspringen muss… aber Ihre Eltern werden mich am Bahnhof erwarten.
Dann endlich erreicht der Zug den Bahnhof, ich steige aus und falle Elisabeth und Karl in die Arme.
Wir machen uns gemeinsam auf den Weg zum Auto, ich beginne von meinen Erlebnissen zu erzählen als ich urplötzlich von Hinten überrascht werde!
Sweeeeeeeeeetyyyyyyyy!
Wir fallen uns in die Arme und ich kann es noch gar nicht fassen, das Sie doch noch mitgekommen ist.
Die Freude ist riesig, und so fahren wir alle zusammen auf den geordneten Straßen, ohne Kühe, Hunde, Hupen und Geisterfahrer nach Hause.
Freitag der 13. ich bin glücklich wieder in Deutschland und habe obendrein Unmengen an Abenteuer erlebt.
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