So habe ich mir ein Busticket gebucht und bin vom Apartment los zum Internationalen Busbahnhof Bangalores.
Auf dem Weg dort hin bin ich durch ein unglaublich armes Viertel gekommen. Es erinnerte mich stark an die Viertel die ich bereits gesehen hatte, aber es kam mir so vor wie wenn es hier noch schlimmer wäre. Diese Viertel liegen um den K R Markt. Somit habe ich ein neues Ziel für einen Tagesausflug.
Am Abfahrtssteig angekommen, erstaunten mich die umherstehenden Busse. Alles Long-Distance Busse über Nacht. Die sogenannten SS (Super Sleeper) Busse. Auf all diesen Bussen wurden riesige Mengen an Material auf die Dächer geladen. Kisten, Körbe, Gemüse, Säcke, Stroh, etc. Es sah merkwürdig aus, wie diese überaus voll Beladenen Busse diese chaotischen Straßen verließen.
Nach etwas Wartezeit durfte ich dann auch durch mein Gate und in den Bus.
Ich konnte es mir nicht wirklich Vorstellen was da jetzt wohl unter Sleeper Bus begegnen würde.
Mir blieb der Mund offen stehen als ich in den Bus trat. Die ganze rechte und linke Seite war mit klitze kleinen Kabinen versehen. Jeweils zwei übereinander. Mein Ticket sagte mir 17 L D, was soviel aussagte wie: Reihe 17, linke Seite, untere Kabine.
In der Mitte des Busses waren noch einzelne Sitze angebracht auf die wohl die Leute mit den günstigeren Tickets sitzen mussten.
Ich will mal nicht behaupten das ich KLEIN bin, aber doch ja ich bin nicht gerade Groß… und dennoch habe ich in dieser Kabine kaum Platz gehabt. Sie war ca. 40 – 50 cm breit. Hatte eine Schaumstoffmatratze von ca. 2 cm dicke die auf einem Brett lag, was sehr Angenehm war… um nicht zu sagen Purer LUXUS!!!
Da ich etwas schiss hatte was meine Liegeposition anging. Ich hätte mit dem Kopf in Fahrtrichtung gelegen. Dachte ich mir, um Himmels willen, wenn der wo drauf fährt, schließlich liegen 8 Stunden Fahrt durchs Land auf beschissenen Straßen vor uns, ist mein Genick ab wie nix und das war es dann. Verendet in einer Sleeperkabine im NIRGENDWO…
Deshalb entschied ich mich mit den Füßen nach Vorne hinzu legen. Meinen Rucksack legte ich auf ein kleines wackeliges Brett, eigentlich über den Füßen, jetzt jedoch über meinem Kopf.
Nach dem die Passagiere alle Ihre Kajüten bezogen hatten, ein herrlicher Duft in der Luft lag, da alle ihre Schuhe in dem Gang stehen hatten, auch die Matratze sicherlich nicht häufiger als einmal im Jahr gereinigt wurde, ging die Fahrt los. Raus aus Bangalore, in die dunkle Nacht Indiens.
Wie gesagt Kabine 17 war die letzte im Bus. Sie lag ca. 2 Meter hinter der Hinterachse des Busses. Weshalb ich auf den Folgenden 8, 5 Stunden fahrt nicht ein Auge zubekam. Der Rucksack flog allein 3 Mal auf mich während wir noch auf den halbwegs guten Straßen in Bangalore waren weil der Busfahrer derart Bremsen musste. Deshalb entschloss ich mich dann auch den Rucksack lieber gleich neben meinen Kopf zu legen. Somit verringerte sich meine Kopffreiheit von großzügigen 50 cm auf knapp die Hälfte. Ich legte das Handtuch das ich dabei hatte auf diese Matratze um mit meinem Gesicht nicht direkt auf dieser liegen zu müssen.
Stunde um Stunde in der ich mich wie ein Fisch in einer Konservendose fühlte zog die Zeit an mir vorbei. Ohne das ich auch nur im geringsten Schlafen konnte. Da diese Kajüte auch nicht lang genug war das ich meine „langen“ Beine ausstrecken konnte, winkelte ich sie auf dem Bauch liegend an, und lehnte sie an das Trenn –Brett zur nächsten Kajüte an.
Auf den Straßen die uns nach Pondichery führten waren derartige Schlaglöcher das ich teilweise mit meinem ganzen Körper kurzzeitig von der Matratze abhob. Mir kam es vor wie eine schlechte Achterbahn im Liegen die nicht enden will. Aber ich war froh, dass sich zumindest die Übelkeit nicht stark merkbar machte.
In Pondichery angekommen, scharrten sich gleich Massen von Tuc Tuc-Fahrern um uns. Sie rochen alle das große Geld, Touristen, Inder die sich Lokal auch nicht auskannten und kein Tuc Tuc hatte ein Meter. Also die besten Vorraussetzungen um orientierungslose, fertige Besucher und Touristen ausnehmen zu können.
Karl-Heinz hatte mir schon gesagt, dass eine Fahrt von Pondichery nach Auravill 180 Rpn kosten würde. Ich staunte also nicht schlecht als die Preisverhandlung bei 500 RPN los ging.
Nach mehrfachen hin und her, einsteigen in die Rickscha und wieder Aussteigen, konnte ich mich dann endlich mit einem auf 200 RPN einigen.
Es war eine unglaublich tolle Fahrt. Sie ging schnell aus der Stadt und auf kleine, braun-rote Sandpisten. Die Wälder und Vegetation am Pistenrand wurde zunehmen dichter und hatte mehr und mehr von einem Jungel.
Am Visitor Centre Aurovill angekommen machte ich mir erstmal ein Bild von diesem Ort während ich auf Karl-Heinz wartete,der mich mit seiner Rojal Enfield abholte.
Dann hörte ich auf einmal das unverwechselbare Knattern einer Enfield die durch die traumhafte Stille in der ferne zu hören war.
Ich lief zurück auf die rot-braune Sandpiste, spähte in der Morgendämmerung auf den Weg, woher ich das Geräusch vernahm und zückte den Foto.
Es war einfach ein tolles Gefühl ihn hier zu treffen. Strahlend und lachend begrüßten wir uns.
Dann ging der Ride auf dem Motorrad los. Wir fuhren zum Matrimendir, dem Herz von Auraville.
Nun kam das worauf ich mich schon sooooo lange freute. Meine erste Fahrt allein auf einer echten Enfield. Es war so geil!
Auf dem Weg zu seinem Haus kamen wir durch ein kleines Dorf. Wir mussten Tanken. Wie tankt man eigentlich in Indien???
Neben diesem Gemüse, Zigaretten, Tankstellenladen, gab es ein Motorradverleih. In diesen steuerten wir gleich mal rein. Denn was ist ein Mann in der Wildnis ohne ein Motorrad? Auf jeden Fall kein richtiger Cowboy!
Für schlappe 100 RPN bot mir der Händler eine Kawasaki an. Ich versuchte noch nicht mal den Preis mit ihm zu verhandeln. Ich meine wo bekommt man schon ein Motorrad für 1,2 Euro am Tag ausgeliehen… nur in Indien.
Wir also ums Haus, auf den Bock, Schlüssel ins Zündschloss und zurück zum Tankstellen Laden, schließlich hatte auch mein „Pferd“ „Hunger“.
Dann steuerten wir durch den Jungel zur Bleibe von K.-H. Es war ein unglaublich befeiendes Gefühl, der Wind wehte einem durch die Haare, das T-Shirt flatterte im Wind, während die Vögel zwitscherten und ich wie im Wilden Westen in der Staubwolke von Karl-Heinz über den Sand peste.
Nach einer kurzen Dusche, dem bestaunen seiner Behausung und einem gemütlichen Tee auf der Terrasse mit Blick auf Bambus, Kakteen, Palmen machten wir uns auf zum Beach Cafe um richtig gut zu Frühstücken.
Um sich in Auravill frei bewegen zu können und auch zutritt zu den ganzen interessanten Bauwerken etc zu haben muss man im Visitorcenter einen Film über Auraville und den Gedanken der dahinter steht ansehen.
Wir sahen uns sowohl den langen als auch den kurzen Film an.
Es war beeindruckend.
Auroville ist eine Komunity die 1968 gegründet wurde. Es wurde damals die Indische Verfassung extra für dieses Projekt geändert. Hintergrund war der, das der Gedanke sagt: Auravill mit allem was darauf gebaut wird und entsteht gehört nicht einzelnen Menschen, sonder der MENSCHHEIT im Allgemeinen. So kann man nach einigen Regeln vom Gaststatus über den Neuling –Status schluß endlich zum Aurovillianer werden.
Damit hat man dann das Recht ein Grundstück zu erwerben, ein Haus darauf zu bauen und darin zu leben. Es gehört einem dann weder das Grundstück, noch das selbstbezahlte Haus, jedoch hat man Lebenslanges Wohnrecht darauf und dieses Wohnrecht kann auf die Kinder weitergegeben werden.
Aktuell leben in Auravill auf 20 Quadrat Kilometern rund 2000 Menschen in kleinen Komunitys aus 45 Ländern zusammen. Ziel ist es irgendwann bis zu 50.000 Menschen in Frieden hier leben zu haben.
Jetzt bekamen wir einen Besucher Pass, der es uns ermöglichte näher an dieses tolle Monument was wir schon in der Morgendämmerung gesehen hatten anschauen durften.
Nach dem wir uns nun das Gigantische Matrimendir aus der näheren Perspektive betrachten konnten machten wir uns einfach ein bisschen auf, um durch die Komunen zu fahren, einen besseren Eindruck von Auraville zu bekommen. Unser nächstes Ziel war ein super Cafe auf dem Dach der größten Kantiene die für bis zu 200 Menschen Mittagessen kocht. Das unglaubliche daran ist, das diese Kantiene einzig und allein durch einem Spiegel auf dem Dach durch die Sonnenstrahlen mit Energie versorgt wird.
Abends sind wir dann lecker zum Italiener gegangen bevor wir in eine weitere Komunity sind um uns dort einen japanischen Artisten anzusehen der eine STONE Performance dargestellt hat. Es war unglaublich gut. Seine Assistentin hat unglaubliche Töne und Klänge aus den Per Cashion gezaubert. Bambusstücke, flache Steine, Wasser, Muscheln, Rasseln, Kinderspielzeug und und und ergaben eine fantastische Untermalung zur körperlichen Darstellung des Japaners.
Ein solch wunderbarer Tag, konnte ja nur mit einem weiteren Abenteuer enden… den mein Motorrad machte auf dem Heimweg schlapp. Auch nach unzähligen versuchen das Bike wieder zum laufen zu bringen rührte sich nichts im Geringsten…
So schob ich den Bock in das Feld zur meiner Linken, stieg auf die zuverlässige Enfield und fuhr mit Karl-Heinz durch die Dunkelheit zum Haus zurück.
Diesen herrlichen Abend, ließen wir über unseren Büchern ausklingen.
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