BANDIPUR NATIONALPARK

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... wilde Elefanten im Fluss...

Dienstag, 26. Januar 2010

Tag 5: Samstagsausflug

Heute ist Samstag. Das ist mir ja eigentlich Heilig! Da schlafe ich gern aus, auch mal gern bis in den Mittag. Doch irgendwie scheint mich mein Drang nach Neuem, die Vorfreude auf das was es dort draußen alles zu erleben und besichtigen gibt schnell von meinen Schlafgewohnheiten abbringen. Ich hatte den Wecker auf 10 Uhr gestellt, doch wie seit 3 Tagen wache ich, ganz von allein, auch heute wieder um halb 7 auf. Sonst konnte ich immer wieder gut einschlafen, aber auch das klappt heute nicht.
So hüpfe ich aus dem Bett, unter die Dusche und rüber an den Frühstückstisch. Wie jeden Morgen macht mir die nette Hausköchen mein gewohntes Frühstück, zwei Omelette, Toaste und das Wichtigste ein Glas Milch. Dank der Oma Elly, habe ich das alte Marmeladengalss in dem Kaba ist, dass ich schon seit Kindesbeinen an kenne dabei.


Es ist einfach Leben. Morgens seine Tasse Kaba trinken zu können, da geht für mich doch gleich die Sonne auf. Wobei die schon längst auf die Terrasse herunterbrennt. Es scheint heute wie auch die anderen Tage ein sonniger und schöner Tag zu werden.


Nach dem Frühstück sitze ich in meinem Wohnzimmereck und studiere den tollen Reiseführer über Indien den ich von meiner lieben Tante Ruth bekommen habe. Ich überlege mir heute mal ein auf Tuchfühlung mit den Indern zu gehen. Sachin hat mir gesagt ich sollte doch mal in die Comercial Street und rund um die MG Rd (Mahatma Ghandi) währen viele tolle Läden in denen man gut und super billig Shoppen gehen könnte. Ich solle einfach ein Tuctuc nehmen und damit in die Stadt fahren. Irgendwie ist mir das aber auf den ersten Blick nicht genug Tuchfühlung mit den Indern.
So beschließe ich spontan ich mache das Anders. Ich werde mir kein Tuctuc nehmen sonder quer „Feldein“, frei nach Schnauze zur MG Rd laufen.
Ich frage noch eben den Manager von meinem Apartment in welcher Richtung das in etwa ist, und steuere freudig munter über die erste Straße…
Nach einer Weile bin ich mir nicht wirklich sicher ob die Richtung noch so 100% passt, da ich wegen dem chaotischen Straßenverlauf schon unzählige male Abgebogen bin, einen Jungen. Dieser schaut mich ganz entsetzt an als ich nach der MG Road frage, zwei riesige fast schon schwarze Augen können es nicht glauben was ich ihn gerade gefragt habe. Er macht mit den Fingern eine Laufbewegung und Fragt mich noch mal ob ich mir sicher bin das ich dort hinlaufen will. Ja sage ich. Er schüttelt immer noch verdutzt den Kopf, zeigt in eine Richtung und sagt, es sind noch ca. 6 km.
Ich laufe weiter. Einige Kreuzungen weiter, ich bin bereits an einigen Tempelanlagen vorbei gekommen.

Da steh ich einmal mehr vor der Frage für welche Straße der 8 die hier zusammen Treffen soll ich mich entscheiden. Da hält ein Tuctuc neben mir und ich nutzte die Gelegenheit den Fahrer nach der Richtung zur MG zu fragen. Er zeigt gerade aus weiter und ich freue mich. Als ca. 1 Minute später dieser Tuctucfahrer an mir vorbei fährt wird er langsamer, der Fahrgast der hinten sitzt und von meiner Frage mitbekommen hat, winkt mich zu ihm ran und sagt: Das ist zu weit zur MG, dass kannst du nicht laufen, nimm dir ein Tuctuc das sind bestimmt noch 5 km. Ich bedanke mich, lächle ihn an und sage ihm ich will was von der Stadt sehen. Auch er fährt Kopfschüttelnd weiter. Nun ja, irgendwie scheinen die km hier in Indien langsamer zu verstreichen wie bei uns daheim. Denn zwischen den 6 km und es sind noch 5 km, war mit Sicherheit eine halbe Stunde Fußmarsch. Was solls, ich wollte Abenteuer, jetzt habe ich eins.


Ich komme an einer riesigen Fläche vorbei, die mit langen Ästen übersäht ist. An den Ästen sind Schnüre gespannt und daran hängen Hunderttausende von Klamotten. Ich linse durch den Zaun während ich an diesem riesigen Zaun längs laufe. In der Mitte des ganzen Areals sehe ich ein großes Becken, das ca. Kniehoch ist. Dort drin ist graues Wasser und unzählige Männer und Frauen stehen in diesem Wasser, reiben Klamotten aneinander, schlagen sie anschließend auf einen Steinboden und wiederholen das ganze. Es ist faszinierend zuzusehen wie diese Mengen an Wäsche noch alle von Hand gewaschen werden.
Bei genauerem Hinsehen wundere ich mich, warum die „Wäscher“ alle recht rote Beine und Arme haben. Vermutlich ist das Wasser so stark mit Waschmittelversetzt das Sie bereits darauf allergisch reagieren. Das geht auch echt nur in Indien. Überall anders auf der Welt, währe hier bereits das Gesundheitsamt eingeschaltet worden…
Es riecht salzig als ich den Berg weiter hinauf laufe und an den ganzen aufgehängten Wäschestücken vorbei komme.


Man sieht hier überall das die Straßen alle neu gemacht werden. Also eher die Gehsteige. Alle paar Meter mischen Frauen Sand und Steine zusammen und machen daraus eine Art Zement.
Es ist erstaunlich zu sehen das in Indien die Frauen wirklich nichts wert sind. Überall sieht man bei den schweren Arbeiten NUR Frauen. Die Männer stehen immer neben an und geben nur Befehle oder Schrein rum. Sie tragen ein Stofffetzen auf dem Kopf und darauf große Schalen in denen Steine, Erde, Sand, Dreck und Geröll der weg muss transportiert werden. Die Männer haben hier eigentlich nur die lockere Arbeit. Nach dem die Frauen mit Metallspießen die Gehsteigplatten gelockert haben, tragen anderer Frauen sie zur Seite. Eine Frau holt den frisch gemischten „Zement“ andere tragen die neuen Steinplatten her und legen sie ab. So und JETZT kommt der indische MANN ins Spiel. Er sitzt mit einer Kelle in der Hand in Hockenstellung und verspachtelt die beiden Platten die sich immer berühren. Ja das ist alles was die Männer hier am Straßenrand Arbeiten.
Mittlerweile habe ich durst bekommen. Ich habe bevor ich los bin extra noch was getrunken und 3 Bananen mitgenommen, als Wegzehrung. Doch Hunger habe ich keines Wegs, statt dessen einen riesigen Durst. Ich biege um eine weitere Gasse und mir kommen eine Horde Jungs entgegen die mich alle Umzingeln. Der eine hat nur ein Bein, dem anderen fehlt eine Hand, wieder einer trägt kein T-shirt und man kann deutlich sehen das sein ganzer Oberkörper verbrannt ist. Einer hat gar keine Beine mehr und bewegt sich auf einem fahrbaren Brett. Ehe ich weiß was um mich geschieht ziehen und zupfen alle an mir, und ich fühle mich wirklich sehr bedrängt. Wie aus Reflex gebe ich den Jungs meine 3 Bananen und entfliehe aus dieser Mitte. Ich dreh mich nicht um, laufe einfach gerade aus weiter.
Es ist erstaunlich wie schnell man sich eingeengt fühlt wenn man nicht damit rechnet.
Mir kommen wieder die Szenen aus Slumdog Millionär hoch. Als die Kinder von der Müllhalde geholt werden, um anschließend verstümmelt zu werden damit sie auf der Straße mehr Geld machen, das sie wiederum abgeben müssen.

Ich komme an einem Häuschen vorbei, vor dem ein Auto unter einem selbstgebauten Karrport steht.. Sieht total Chic aus, aus selbstgeflochtenen Bambusmatten die geschickt auf zwei Ästen befestig sind. Diese wiederum stehen auf irgendwelchen Säcken die mit Sand gefüllt sind.

Ein paar Meter weiter steht eine Blechhütte in der ich mir eine Flasche Wasser kaufe. Ein Liter Wasser, das mit Kohlensäure und Mineralstoffen versehen ist, sowie super kalt für ganze 10 Rupien. Man ist das toll. Und ich Trottel dachte ich müsste vom Hotel das Wasser und die Bananen mit mir rumtragen.
Mein Weg geht weiter, durch einige Wohngegenden. Den sogenannten Slums. Immer wieder kommen kleine Jungs und Mädchen mit total verzausten Haaren an, sie ziehen an meinen Klamotten, betteln nach Essen und Geld und weichen mir nicht ein schritt von der Seite.

Dann endlich das ersehnte Straßenschild:

In der Stadtmitte angekommen ist es nur noch ein Katzensprung zur MG. Ich drücke mich wie tausende von Indern und Touristen durch die überfüllten Straßen, nehme immer wieder Wege die mich in irgendwelche Seitengässchen bringen in denen unzählige Frauen und Männer sowie Kinder damit beschäftigt sind, Dinge die keiner braucht für teures Geld an den Mann zu bringen. Taschen, Geldbeutel, Handtaschen, Schuhe, Sandaletten, Hosen, T-shirts, Sonnenbrillen, Kalender, Bücher, Straßenkarten, Weltkarten und Karten von Indien, Schmuck, Holzschnitzereien, Gebastelte Sachen aus Müll, Bambusblätter, Palmenwedel, Bambusstangen, Pflanzen etc.
Ich treibe mich hier auch einige Stunden rum, und kann mit Freude sagen das ich eine tolle Hose, einen Gürtel und ebenfalls eine Sonnenbrille erworben habe. Für ca. 15€ das ganze. Man Indien ist einfach klasse.
Als ich nun etwas erledigt von der Hitze, der Sonne und dem Lärm auf die Uhr sehe und überlege wie ich jetzt wieder zurück ins Apartment komme, beschließe ich einfach den Weg wieder zurück zu laufen den ich gekommen bin.

... so schweifen meine Blicke immer wieder während des Heimweges auf die "Taxi-Stände" die meinen Wegrand säumen...

Also wieder alles gesehen nur eben in umgekehrter Reihenfolge.
Am Apartment angekommen, überlege ich mir ob ich noch den Tempel der in der nähe des Apartments liegt besuchen soll. Doch meine brennenden Füße legen ein Veto ein. So hole ich mir den Laptop, und beginne die Strecke zu Googeln die ich heute hinter mich gebracht habe.
Oh man… ich bin vielleicht ein Schrott zusammen gelaufen. Der Routenplaner gibt die Strecke mit 6,3 km an. Leider habe ich durch das viele Abbiegen doch recht große Umwege zustande gebracht, so dass ich pro Strecke auf ganze 10,2 km gekommen bin.
Da dürfen mir die Füße auch brennen. So springe ich unter die Dusche, mache mich über eine herrlich duftenden Nudelsuppe her und genieße den Abend bei einer Dose Fosters vor dem PC.
Gute Nacht Indien.

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